(Lyra aus der Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum)
1845 -1945
ZUR ERINNERUNG AN DAS 100 JÄHRIGE GRÜNDUNGSFEST DER MUSIKKAPELLE AIGEN
AIGEN / AM 26. JUNI 1949
DER KAPELLMEISTER:
Josef Hulan
Im Jahre 1845 fand sich unter Leitung des Hw. Domherrn
Stolz eine kleine Schar musikliebender Männer zusammen, welche sich das Ziel gesteckt
hatte, eine Ortsmusikkapelle Aigen ins Leben zu rufen. Mit ungeheuren Schwierigkeiten
mannigfacher Art kämpfend, war es Domherrn Stolz dank seines unerschütterlichen Willens
und einer glühenden Liebe seiner Getreuen zur Göttin Musica gelungen, über die
steilsten Klippen hinwegzukommen und die bei solchen Anlässen stets auftretenden
Kinderkrankheiten in kurzer Zeit zu überwinden. Freud und Leid finden die fortwährend
anwachsende Musikerschar von, fachmännischer Hand zielbewußt geführt, stets am Platze.
Mit besonderer Freude kann ein nennenswerter Fortschritt in den Leistungen der
begeisterten Musikerschar verzeichnet werden, die heute in der Gruppe der
Ortsmusikkapellen in den vordersten Reihen ihren Ehrenplatz einnimmt
Unendlicher Dank gebührt jenen Männern, welche heute längst der kühle Rasen deckt, die
vor fast zwei Menschenaltern das große Werk schufen und jenen, die beim Aufbau desselben
selbstlos mithalfen, dessen herrliche Früchte in den Reihen der Musiker fest verankert
sind und der jungen Generation als leuchtendes Beispiel dienen.
Noch im gleichen Jahre der Gründung der Musikkapelle hat Hw. Domherr Stolz selbst die
Instrumente angekauft, um anläßlich des Besuches Kardinal-Fürsterzbischofs
Schwarzenberg in Aigen die erste Ausrückung zu ermöglichen.
Als erster Kapellmeister trat Lehrer Kolais, ein gebürtiger Tiroler, der damals auch als
Organist wirkte an die Spitze der Musik. Leider konnte dieser tüchtige Mann nur drei
Jahre sein großes Können der Kapelle zur Verfügung stellen, da ihn unerwartet schnell
der Tod ereilte.
Als Nachfolger übernahm Lehrer Wirnhart die Leitung, welche er bis zum Jahre 1852 inne
hatte. Nun ergriff Lehrer Hell aus Fügen im Zillertal gebürtig, den Taktstock unter
dessen Leitung die Kapelle einen bedeutenden Aufstieg zu verzeichnen hatte und der volle
10 Jahre die Führung lenkte.
1862 kam vom Militärdienst beurlaubt Josef Müller als Kapellmeister und leitete dieselbe
drei Jahre.
1865 war Andreas Oberhofer durch 3 Jahre Kapellmeister.
1868 tritt Johann Stranzinger, ein außerordentlich befähigter Militärmusiker zur
Leitung der Kapelle an, welche er durch 22 Jahre behielt.
1890 übernahm Josef Elsenhuber, von der Militärmusik beurlaubt, die Kapellmeisterstelle
unter dessen Leitung die Musikkapelle ihr 50-jähriges Gründungsfest begehen konnte und
behielt dieselbe bis
1900, wo Johann Anzenbacher den Taktstock ergriff, um ihn nach drei Jahren,
1903 an Mathias Karl zu übergeben, welcher gleichfalls drei Jahre wirkte.
1906 kam Josef Reiter (Gänsbrunner) an die Reihe als Kapellmeister und schwang den
Taktstock durch 7 Jahre.
1913 tritt wieder Mathias Karl an die Spitze und behielt die Leitung bis zum Beginn des
ersten Weltkrieges, wo der größte Teil seiner Musiker infolge allgemeiner Mobilisierung
zu den Fahnen einberufen wurde und die Tätigkeit der Musikkapelle eingestellt werden
mußte. Nach dem furchtbaren Völkerringen, dem viele brave Mitglieder ihren Tribut
leisten mußten, sammelte
1920 Josef Reiter abermals als Kapellmeister die Heimkehrenden und leistete schwierige
Aufbauarbeit, welche er weitere vier Jahre erfolgreich führte.
1924 übernahm Josef Anzenbacher die Kapellmeister-Funktion, unter dessen Leitung die
Musikkapelle das 80-jährige Gründungsfest
beging.
1928 übernimmt Josef Hulan die Führung, welche er bis zur Gegenwart inne hat. Unter
dessen Leitung errang die Musikkapelle bei einem Musikwettbewerb einen Pokalpreis und
beging im Jahre 1935 das 90-jährige Gründungsfest. Auch dieser Mann suchte seine kleine
Musikerschar, die ihm zu Beginn des zweiten Weltkrieges übrig blieb, zähe zusammen, um
den Grundstock der Kapelle zum schwierigen Wiederaufbau bereit zu haben. Nach dem
nunmehrigen Gelingen seiner Bestrebung ist das 100-jährige Bestandesfest
zustandegekommen.
Leider beklagt die Musikkapelle Aigen durch den schrecklichen letzten Krieg drei gefallene
und zwei vermißte Mitglieder.
Der gegenwärtige Stand beträgt 22 Mann und 8 Lehrlinge. Von den Altgedienten, welche bis
heute ihre Treue zur Musikkapelle bewiesen haben, seien besonders hervorgehoben: Josef
Karl (52 Dienstjahre), Paul Moser (45 Dienstjahre), Georg Danglstätter (38 Dienstjahre),
Hans Haslauer (29 Dienstjahre), Hans Lindner sen. (29 Dienstjahre), Franz Elsenhuber (29
Dienstjahre) Josef Hulan (26 Dienstiahre), Josef Brucker (25 Dienstjahre), Alois Lindner
(25 Dienstjahre), Karl Seikmann (25 Dienstjahre)
DIE MUSIKLEITUNG