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Aus SN, Sonderbeilage Brauchtum vom März 1998

1200 Jahre Bläsermusik in Salzburg.

Blasinstrumente waren für Liturgie, Hofzeremoniell, Militärisches, für Tanz und Konzert gefragt

Autor: Manfred König

Am Beginn früher Bläsermusik standen in Salzburg einfache von Hirten und Jägern, dann im Hochmittelalter von Nachtwächtern und "Türmern", geblasene Signalhörner. Das Signalhorn entwickelte sich zum leistungsfähigen Instrument in der Frühform der Salzburger Blasmusik, Jahrhunderte nachwirkend auch in der Jagd und im Postwesen.
Die Entwicklung der Bläser- und Blasmusik im ländlichen Raum begann im Spätmittelalter durch Schalmei und Dudelsack. Hirten und Dorfmusikanten spielten bei bäuerlichen Festen und Tanzveranstaltungen auf, wie aus einem Stich von Christian Lederwasch aus dem Jahre 1682 zu sehen ist. Dazu kamen ab dem 15. Jh. Trommel und Seitenpfeife. Eine besondere Musizierform entwickelten Salzburger "Turner", die Turmwächter, mit ihren Posaunen und Zugtrompeten zum Schutz der Bevölkerung und bei repräsentativen Auftritten.

Ab dem 16. Jh. sind hölzernes Grifflochhorn, Fagott, Waldhorn, Schalmei, Seitenpfeife und Trommel belegt. Mit der eigenen Salzburger Landesverteidigung, der "Landfahne" kamen Kavallerietrompeter für die berittene Truppe, Seitenpfeifler und Trommler für die Fußtruppen zum Einsatz. Hohe Stellung als Offiziere im festen Sold hatten Salzburger Hoftrompeter. Sie erwähnt schon der "Mönch von Salzburg" im 14. Jh., Hoftrompeter verliehen den Auftritten des Landesherrn Glanz und belebten den bischöflichen Hof musikalisch.

Das 18. Jh. führte in Salzburg zur Verschmelzung der "Harmoniemusik" (besetzt mit Oboen, Fagotten, Waldhörnern und Klarinetten), dazu kamen für die "türkische Musik" große Trommel, Tschinelle und Schellenbaum. Ergänzt wurde die Ausstattung der Alt-Salzburger Militärmusik um 1800 durch Pauken, Trompeten, Posaunen, Serpent, Piccolo, Zinken, Flöten und Tambourin. Damit war die Besetzung der heutigen Blasmusik weitgehend vollendet. Leopold und Sohn Wolfgang Amadeus Mozart sowie Michael Haydn ließen sich davon inspirieren.

Um 1800 existierten in der Stadt Salzburg die "türkische Musik" des bischöflichen Berufsmilitärs, die Musik der bürgerlichen Gruppen, die Bläser der Hofmusik sowie fallweise eine Harmoniemusik der Salzburger Studentenschaft. Auch auf dem Land bildeten sich Musikkapellen. Wie die allgemeine Kultur befand sich auch das Blasmusikwesen in dieser Zeit in einer dynamischen Entwicklung. Es gab viele Neugründungen und eine kräftige Fortentwicklung im instrumental-technischen Bereich der Bläsermusik und Instrumentenbau.

Von erheblicher Bedeutung für das zivile Blasmusikwesen war der wirtschaftliche Aufschwung am Ende des 19. Jh.s. Um 1890 entstanden 22 Musikkapellen in Stadt und Land neu.
Einschnitte in Gesellschaft und musikalischem Leben waren die beiden Weltkriege, nach dem Zweiten Weltkrieg waren Heimatpfleger Kuno Brandauer und der langjährige Landeskapellmeister Leo Ertl treibende Kräfte beim Wiederaufbau des Blasmusikwesens in schwieriger Zeit.

1954 schlossen sich 124 Musikkapellen aus dem ganzen Land zum Blasmusikverband zusammen, heute sind es 145. Sein wichtigstes Ziel gemeinsam mit der Salzburger Bläserakademie und den jährlichen Jungmusikerseminaren ist Aus- und Fortbildung für Musikerinnen und Musiker sowie für Kapellmeister.