Chronik der
Trachtenmusikkapelle Salzburg-Aigen

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1845, die Gründungsjahre

1914 bis 1939, der erste Weltkrieg und die Zwischenkriegszeit

1939 bis 1950, der zweite Weltkrieg und Wiederaufbau 1950 bis 1970, Neuinstrumentierung, Trachterneuerung, der Langzeitkapellmeister Lienbacher, Bildung einer modernen Musikkapelle
1970 bis 1985, Vereinsheim, die ersten Mädchen 1985 bis heute
Festschrift 80-jähriges Gründungsjubiläum Festschrift 100-jähriges Gründungsjubiläum
Aufstellung der Kapellmeister  

1845, die Gründungsjahre

1845 führte der salzburgische Domherr Karl Stolz die ländlichen Musikanten des Gebietes, hauptsächlich Bauern vom Gaisberg und der Fager, das ist das Gebiet "hinterm" Gaisberg, zusammen, schaffte die neu aufgekommenen böhmischen Blechblasinstrumente an und präsentierte die so entstandene Musikkapelle erstmals dem hohen Gönner Fürsterzbischof Schwarzenberg.

So beginnt die Chronik der heutigen Trachtenmusikkapelle Salzburg-Aigen, die damit die älteste Blasmusikkapelle der Stadt Salzburg ist.

Salzburg war 1803 säkularisiert worden. Der letzte regierende Fürsterzbischof (also mit geistlicher und weltlicher Macht) war Hieronymus Graf von Colloredo der von 1772 bis 1803 Fürsterzbischof und weiter bis zu seinem Tod 1812 Erzbischof von Salzburg war. Und ob seiner Reformen und Eingriffe in das Brauchtum war er beim Volk eher unbeliebt und hat hier bleibenden Eindruck hinterlassen, der ihm so wohl nicht ganz gerecht wird. Friedrich Johannes Jacob Cölestin Fürst Schwarzenberg, der Erzbischof zum Gründungszeitpunkt, stammte aus der Fürstenfamilie derer von Schwarzenberg. Er gründete das Borromäum in Salzburg. 1849 verließ Schwarzenberg Salzburg und wurde Erzbischof von Prag ("Cerná Hora", ein Ort im heutigen Tschechien ist zu Deutsch "Schwarzenberg")

Über die ersten Jahrzehnte ist nur mehr eine Aufstellung der Kapellmeister vorhanden. Darüber hinaus sind keine Dokumente oder Überlieferungen erhalten. Unterlagen setzen in Form eines Kassenbuches am 19. Dezember 1891 ein. Die Kassenbücher sind seit dieser Zeit lückenlos erhalten!

1914 bis 1939, der erste Weltkrieg und die Zwischenkriegszeit

1914, zu Kriegsbeginn, mußte die Tätigkeit der Kapelle mangels Musiker eingestellt werden, aber 1920 sammelte Josef Reiter die aus dem Krieg heimgekehrten Musikanten zu neuem Beginn.

1924 wurde unter Kapellmeister Josef Anzenbacher das 80-Jahr Jubiläum gefeiert.
Das ebenfalls noch erhaltene Foto zum 80-jährigem Gründungsfest ist ebenfalls noch erhalten.

1928 übernahm Josef Hulan die Leitung der Kapelle führte in den folgenden 22 Jahren bis 1950 den Taktstock.

1935 wurde das 90-jährige Gründungsfest gefeiert. Hier ist noch das Foto erhalten. Die heutige TMK Aigen war, wie viele Musikkapellen damals, in Uniform gekleidet.

Aigen war bis 1939 eine gut situierte Gemeinde mit großer räumlicher Ausdehnung. Von der Salzach bis zur Gaisbergspitze, von der Altstadtgrenze bis nach Ebenau, vom Schloss Neuhaus bis zum Klausbach Glasenbach.
Die zweite Phase der Eingemeindungswelle in Salzburg wurde zum 1. Januar 1939 vollzogen und bezog die bis dahin eigenständigen Gemeinden Aigen bei Salzburg, Liefering, Leopoldskron und Morzg zur Gänze, sowie Teile von Anif (Hellbrunn), Bergheim, Hallwang und Wals in das Stadtgebiet der Stadt Salzburg ein. Die Bevölkerung der Stadt stieg damit auf 77.170 Einwohner an und Aigen verlor seine Selbstständigkeit.

Damals gab es für die Musikkapelle Gelegenheit für umfangreiche Betätigung. Kirchliche Feste im Jahresablauf, Konzerte in der nahen Stadt und die Umrahmung der Pferderennen auf der Aigner Trabrennbahn beschäftigten die Musiker ständig und ließen die Kapelle zu einem bekannt guten Klangkörper werden.

Darüber hinaus nahm Josef Hulan mit seinen Männern, Frauen gab's damals noch nicht in der Kapelle, an zahlreichen Wertungsspielen mit Erfolg teil.

1939 bis 1950, der zweite Weltkrieg und Wiederaufbau

Am 31.12.1938 findet sich im Kassenbuch des damaligen Kassiers Georg Danglstätter die Umstellung auf Reichsmark. Das Vereinsvermögen betrug damals 61 Schillinge und wurde auf 40,66 Reichsmark umgestellt (TmkAigen, Fotogalerie "Reichsmark", 1938).

In den folgenden Jahren kam die Tätigkeit fast, aber wenn man das Kassenbuch studiert nicht völlig, zum Erliegen.

1946 wagte Josef Hulan mit den aus dem Krieg heimgekehrten und jungen Bauernsöhnen vom Gaisberg, die zusammen mit ihren Nachkommen glücklicherweise noch heute das Rückgrat der Aigner Trachtenmusikkapelle bilden, wieder einen Neubeginn.

1949 wurde das 100-jährige Gründungsfest nachgefeiert. Die damalige Festschrift, eigentlich ein Doppelbogen und mit den heutigen Festschriften nicht vergleichbar, ist noch in einem Exemplar erhalten.

1950 bis 1970, Neuinstrumentierung, Trachterneuerung, der Langzeitkapellmeister Lienbacher, Bildung einer modernen Musikkapelle

1950 übernahm Franz Elsenhuber die Leitung und 1951 wurde Karl Mehrhaut, der spätere Leiter der Dienststelle für Heimatpflege, Kapellmeister.

In dessen Zeit fiel 1952 die Neueinkleidung in die heimische Tracht.
Während zwischen den Kriegen eine Uniform mit Tellerkappen das Erscheinungsbild der Musikkapelle prägte und nach 1945 in einfachen Salzburger Anzügen aufgespielt wurde, rekonstruierte der verdienstvolle Heimatpfleger Kuno Brandauer anhand alter Berichte und Abbildungen das Gewand der ehemaligen Gaisbergjäger. Durch den großen persönlichen Einsatz des damaligen Musikvereinsobmannes Josef Lettner, der durch Sammlungen und den Verkauf von Baumstämmen die notwendigen Mittel aufbrachte, konnte die Kapelle bald in ihrer neuen Tracht aufmarschieren: Jagaröckl aus weißgrauem Loden, rote Samtweste, Salzburger Kniebundhose, graue Strümpfe und grüner Jägerhut.

Heute noch erscheint die Kapelle in dieser originalen Aigner Jägertracht, wenn auch die Kniebundhose mittlerweile einer Lederhose und das Rot der Samtweste dunkler geworden ist sowie der ursprüngliche Jägerhut dem schwarzen Lamberghut gewichen ist.

1954 übernahm Franz Hulan von seinem Bruder die musikalische Leitung.

1959 Hans Fagerer bis 1963

1963 nahm Kapellmeister Lienbacher den Taktstock in die Hand, um diesen erst 1989, nach 26 Jahren, aus der Hand zu legen. Ein glücklicher Zufall und eine fesche Glasenbacherin hatten den gebürtigen Werfenwenger, der als Militärmusiker in der Rainerkaserne stationiert war, zu einem echten Aigner werden lassen. Er wird als junger Militärmusiker schon auch ein fescher Kerl gewesen sein!

Sepp Lienbacher hat auch heute noch den Posten einen Vizekapellmeister und ist in seiner Funktion als 1. Posaunist nicht wegzudenken.

Insgesamt hat die Kapelle eine beständig aufwärts strebende Entwicklung durchgemacht, wobei die Bevölkerung von Aigen durch ihre Spenden einen wesentlichen Beitrag dafür leistete. Durch die Eingemeindung nach Salzburg war die finanzielle Situation wesentlich schwieriger geworden und ist es bis heute auch geblieben.

1963 wurde die alte, hohe, Stimmung, auf Normalstimmung umgestellt was den Austausch aller Instrumente bedeutete. Diese äußerst teure Anschaffung konnte durch die tatkräftige Mithilfe der Aigner Bevölkerung und der örtlichen Vereine, welche mit Instrumentenspenden halfen, geschafft werden.

1966 wurde die Trachterneuerung dagegen fast ausschließlich von unserer Gönnerin, Frau Käthe Ripper, finanziert. Wenn von Trachterneuerung die Rede ist, so stimmt das eigentlich nicht ganz, denn vorher konnte von "Tracht" nicht wirklich gesprochen werden. 1935 spielte die Kapelle in Uniform und Tellerkappen (die Farben sind leider nicht überliefert). Nach dem Krieg wurde im Salzburger Anzug gespielt. Die jetzige Tracht wurde vom damaligen Leiter der Dienststelle für Heimatpflege, dem Volkskundler Kuno Brandauer, zusammen gestellt. Die Tracht ist der Gaisberg Jägertracht aus dem Gebiet Gaisberg-Fager nachempfunden und besteht aus dem hellgrauen Jagaröckl aus Schladminger Loden, einer roten Samtweste, der Salzburger Kniebundhose und einem grünen Jägerhut. Dazu wird ein Binder getragen. Später wurden die einfachen Kniebundhosen durch echte Lederhosen aus Hirschleder ersetzt und der Hut gegen einen schwarzen Lamberghut getauscht.

1970 bis 1985, Vereinsheim, die ersten Mädchen

1980 wurde das Vereinsheim mit entsprechendem Probenraum unter der Leitung von Sepp Schroffner, dem langjährigen Obmann der Kameradschaft, in Eigenregie und nach vielen Arbeitsstunden fertig gestellt. Diese für Musik und Aigner Vereine wichtige Einrichtung verdankt die Musik und die beiden anderen Ortsvereine, Prangerschützen und Kameradschaft, Frau Käthe Ripper

In dieser Zeit hat sich die Kapelle zahlenmäßig von 28 im Jahr 1970 auf 50 im Jahr 1985 vermehrt. Gleichzeitig ist eine starke Verjüngung der Kapelle eingetreten. Im Jahr 85 waren mehr als die Hälfte der Musiker unter 25 Jahren.

Grundlegend geändert hat sich das Ausbildungswesen. Waren es früher die erfahrenen, aktiven Musikanten, welche durch eigenen Unterricht die Ausbildung des Nachwuchses übernahmen, so wurde diese Aufgabe nun völlig durch das Musikschulwerk übernommen. Im Gleichklang mit dieser Maßnahme wurde das Ausbildungsniveau wie im ganzen Land stark gesteigert.

1979 stießen die ersten Mädchen zu uns. Es waren dies Christine Lindner und Maria Elsenhuber. Maria ist heute noch bei uns; inzwischen mit ihrer Tochter

1985 bis heute

1985 beging die Musikkapelle Aigen ihr 140 Jahr Jubiläum. Daran schloß sich ein Generationenwechsel in der Vereinsführung an. Langzeitkapellmeister Lienbacher übergab den Taktstock 1989 an Radauer Josef jun., Obmann Radauer Josef sen. übergab die rechtlichen Geschicke an Franz Strobl, der allseits geschätzte und ob seiner Sparsamkeit auch gefürchtete Kassier Ziller Josef sen. die Kassa an Johann Ebner.

In diesen Jahren wurde nach 20 Jahren eine laufende Erneuerung der Instrumente eingeleitet. Dabei dankt die Musikkapelle dem Musikverein, welcher als unterstützender Verein tätig ist, für die jährliche Spende von ein bis zwei Instrumenten.

1995 feierte die Kapelle ihr 150 Jahr Jubiläum. Die Obmannschaft wechselte 1996 von Strobl Franz auf den bisherigen Kassier Johann Ebner.

1996 brachte die Musikkapelle ihre erste CD unter dem Titel "Salzburger Musikantenhochzeit" zum Thema Hochzeit im Flachgauer Raum heraus, mit der wir das Brauchtum vor allem in unserem Wirkungskreis dokumentieren wollten.
Als Besonderheit mag auch die eigens neu und für Blasmusik und gemischten Chor geschaffene Aigner Festmesse gelten. Komponist war der Südafrikaner Shane Woodborne in Zusammenarbeit mit unserem Kapellmeister (beide Camerata Academica).

2002, der Südafrikaner Shane Woodborne schreibt die Aigner Festmesse. Als Besonderheit mag auch die eigens neu und für Blasmusik und gemischten Chor geschaffene Aigner Festmesse gelten. Komponist ist der Südafrikaner Shane Woodborne in Zusammenarbeit mit unserem damaligen Kapellmeister Sepp Radauer(beide Camerata Academica). 2002 wurde diese Messe in als CD mit dem Titel "Gloria in excelsis Deo" veröffentlicht. Die Noten (Partitur, Chorpartitur, Stimmauszüge) sind ebenfalls verfügbar.

2005, die 3. CD erscheint unter dem Titel CD "Wenn der Mond erzählen könnt..." und unser neues Vereinsheim mit großem Probenraum wird eingeweiht.

2007 Kapellmeisterwechsel: Ab Herbst übernimmt Prof. Mag. Johann Kastenhuber den Taktstock. Johann "Giovanni" Kastenhuber lehrte an der Pädagogische Hochschule Instrumentalmusikerziehung.

2008 besteht die Trachtenmusikkapelle Salzburg-Aigen aus 53 aktiven Musikern (9 Frauen/Mädchen, 44 Burschen/Männer) und 4 Marketenderinnen.
Kapellmeister ist seit Herbst 2007 Prof. Mag. Johann Kastenhuber, der an der Pädagogische Hochschule Instrumentalmusikerziehung lehrt.
An Ausrückungen fielen 2007 64 Konzerte, Spiel für kirchliche Anlässe, Mitwirkungen und Ständchen an zu denen noch 75 Proben kamen. Gesamt damit fast 140 Ausrückungen.

2009, die Obmannschaft wechselte von Johann Ebner auf dessen Bruder Martin Ebner.
An Neueintritte sind 3 Burschen zu verzeichnen.
Austritte sind 1 Mädchen (Heirat) und 1 Todesfall.

2010:
Neuzugänge: 7 Damen!
Im April eine Flötistin, im Mai eine Klarinettistin.
Im September sind wir um 4 Mitglieder mehr geworden:
2 Marketenderinnen im Austausch gegen 2 Marketenderinnen, die sich entschlossen haben ein Instrument (beide F-Horn) zu lernen und jetzt aktiv in der Musik mitwirken.
Weiters 2 Klarinettistinnen, als letzte Helena Keller, Enkelin von Prof. Keller, aus Minnesota, die 1 Jahr bei uns mitspielen wird. Im Oktober wurde der Horn-Satz auf gesamt 4 Hörner, alle Damen, komplettiert.

2014 Insgesamt sind derzeit 58 aktive Musiker + 4 Marketenderinnen.
Davon sind 34 unter 30 Jahre alt, 21 davon Frauen/Mädchen.